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Zudem braucht man eine ganze Reihe
an kulturellen Maßnahmen um das Un-
ternehmen in Schwung zu bekommen.
Diese wären zum Beispiel Vorträge, Work-
shops und Schulungsprogramme, besonders
Schulungsprogramme für Führungskräfte.
Dies ist nötig um den Veränderungspro
zess einleiten zu können.
Das Thema Führung wird also ein sehr
wichtiges werden?
Definitiv. Die Führungskräfte haben auch
eine neue Rolle in digitalen Welten, weil
man heute keine statischen Teams mehr
führt, sondern häufig agile interdiszipli
näre Teams, bestehend aus verschiedenen
Fachkräften und Charakteren. Das Fach
wissen ist kein Engpassfaktor mehr und
nicht mehr das wichtigste Kriterium für
eine Führungsperson. Viel wichtiger ist es
diese Teams führen zu können, zukünftige
Trends zu erkennen und Begeisterung und
Sinn für das tägliche Handeln zu schaffen.
Oftmals ist es ja schwer, die bestehenden
gewachsenen Strukturen aufzubrechen
um etwas Neues ausprobieren zu kön-
nen. Welche Tipps haben Sie für eine
schnellere Umsetzung von wichtigen
Neuerungen?
Hier gibt es viele Möglichkeiten, etwas
Geschwindigkeit in das Unternehmen zu
bekommen. Man muss zunächst einmal
Kommunikationsstrukturen verändern.
Man braucht eine Social Business Infra
struktur, die ein Haus vernetzen kann, die
eine neue Schicht über ein Unternehmen
legt, die über die bestehenden Strukturen
hinaus eine Vernetzung untereinander
zulässt und es ermöglicht Wissen trans
parent zu machen, Information transpa
rent zu teilen und man sollte nicht so
viel zentral steuern, wer was sehen darf.
Das ist eine Grundlage für Transparenz
und Kommunikation. Darüber hinaus ist
es wichtig sich vor neuen agilen Entwick
lungsformaten nicht zu verschließen. Um
diese agile Arbeitsweise zu ermöglichen,
braucht man die oberste Führungsebene
eines Unternehmens und dort jemanden
der entscheidet, dass es so gemacht wird,
denn nicht alles im Veränderungsprozess
geht nur mit Überzeugung.
Wie sehen Sie die Rolle der Bank als
zukünftiger Dienstleister für unsere ge
werblichen Kunden?
Hier geht es zunächst mal um die
Dienstleistungen, die man für die Kunden
anbietet. Auch in diesem Bereich sollte
sich eine Bank über zusätzliche Dienst-
leistungen im Angebot Gedanken machen.
Ein neues großes Thema wird sein, ge
meinsam mit dem Kunden neue Ange-
bote zu entwickeln. Dass man beispiels
weise mit dem Kunden zusammen für
dessen Kunden neue Dinge entwickelt und
sich dadurch auch als Bank neue Ge
schäftsmodelle erschließt.
Was gibt es hier für kurzfristige und mit-
telfristige Trends im Bankbereich?
Kurzfristig gibt es hier einige neue Services.
Zum Beispiel für unsere kleineren und mitt
leren Gewerbetreibenden, den VR-Butler,
einen digitalen Assistenten für die Bünde-
lung einfacher bürokratischer Tätigkeiten.
Langfristig gibt es viele große Trends.
Blockchain und digitale Währungen zum
Beispiel. Oder das Thema künstliche
Intelligenz.
Herr Welter, wir danken Ihnen sehr herz-
lich für Ihre Zeit und für dieses Interview!
Die Fragen stellte Sebastian Strzalko.
Herr Welter ist Abteilungsdirektor für
Innovation & Digitalisierung der DZ
Bank AG, das Mutterunternehmen der
Volks- und Raiffeisenbanken in Deutsch-
land. Wir haben unseren Experten ge-
fragt, wie man durch Innovationen
und Digitalisierung ein Unternehmen
fit machen kann für eine vernetzte
Zukunft.
Was bedeutet für Sie Digitalisierung?
Wenn wir von Digitalisierung sprechen
meinen wir damit nicht etwas Analoges
einfach nur digital abzubilden. Das wäre,
was das Wort eigentlich suggeriert. Des
halb passt das Wort Digitalisierung viel-
leicht auch nicht so ganz. Viel wichtiger ist
das Thema Innovationen und Innovations
management und dafür kann die Digitali-
sierung ein Treiber sein. Im Kern geht es
darum mit den digitalen Möglichkeiten in
Kombination mit anderen Trends die auf
der Welt auftreten, zum Beispiel sozio-
demografische Trends und veränderte
Kundenbedürfnisse, neue Produkte, neue
Dienstleistungen und neue Geschäftsmo
delle zu entwickeln. Deswegen ist nur die
Digitalisierung eines Unternehmens, also
die analogen Prozesse digital abzubilden,
nicht ausreichend um auch in Zukunft
erfolgreich zu sein.
Das bedeutet, es benötigt einen Verän
derungsprozess in Unternehmen? Was,
glauben Sie, ist nötig um das Bewusstsein
für diese nötige Veränderung in Unter
nehmen zu schaffen?
Hierzu ist es ganz wichtig, dass dieses
Thema auf der obersten Führungsebene
präsent ist und die Notwendigkeit zum
Handeln erkannt wurde. Man muss sich
strategisch so aufstellen, dass man eine
Vision davon hat, wo man sich in den
nächsten 5 bis 7 Jahren sieht und wie
der Geschäftszweck in einer digitalen
Welt aussehen soll. Abgeleitet davon
benötigt man verschiedene organisato
rische Maßnahmen, angefangen beim
Trendscouting über das Ideenmanagement
hin zu neuen agilen Entwicklungsformaten.
INTERVIEW MIT FRANZ WELTER
FIT FÜR DIE ZUKUNFT – INNOVATIONEN
UND DIGITALISIERUNG ALS TREIBER