Previous Page  19 / 24 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 19 / 24 Next Page
Page Background

19

Zudem braucht man eine ganze Reihe

an kulturellen Maßnahmen um das Un-

ternehmen in Schwung zu bekommen.

Diese wären zum Beispiel Vorträge, Work-

shops und Schulungsprogramme, besonders

Schulungsprogramme für Führungskräfte.

Dies ist nötig um den Veränderungspro­

zess einleiten zu können.

Das Thema Führung wird also ein sehr

wichtiges werden?

Definitiv. Die Führungskräfte haben auch

eine neue Rolle in digitalen Welten, weil

man heute keine statischen Teams mehr

führt, sondern häufig agile interdiszipli­

näre Teams, bestehend aus verschiedenen

Fachkräften und Charakteren. Das Fach­

wissen ist kein Engpassfaktor mehr und

nicht mehr das wichtigste Kriterium für

eine Führungsperson. Viel wichtiger ist es

diese Teams führen zu können, zukünftige

Trends zu erkennen und Begeisterung und

Sinn für das tägliche Handeln zu schaffen.

Oftmals ist es ja schwer, die bestehenden

gewachsenen Strukturen aufzubrechen

um etwas Neues ausprobieren zu kön-

nen. Welche Tipps haben Sie für eine

schnellere Umsetzung von wichtigen

Neuerungen?

Hier gibt es viele Möglichkeiten, etwas

Geschwindigkeit in das Unternehmen zu

bekommen. Man muss zunächst einmal

Kommunikationsstrukturen verändern.

Man braucht eine Social Business Infra­

struktur, die ein Haus vernetzen kann, die

eine neue Schicht über ein Unternehmen

legt, die über die bestehenden Strukturen

hinaus eine Vernetzung untereinander

zulässt und es ermöglicht Wissen trans­

parent zu machen, Information transpa­

rent zu teilen und man sollte nicht so

viel zentral steuern, wer was sehen darf.

Das ist eine Grundlage für Transparenz

und Kommunikation. Darüber hinaus ist

es wichtig sich vor neuen agilen Entwick­

lungsformaten nicht zu verschließen. Um

diese agile Arbeitsweise zu ermöglichen,

braucht man die oberste Führungsebene

eines Unternehmens und dort jemanden

der entscheidet, dass es so gemacht wird,

denn nicht alles im Veränderungsprozess

geht nur mit Überzeugung.

Wie sehen Sie die Rolle der Bank als

zukünftiger Dienstleister für unsere ge­

werblichen Kunden?

Hier geht es zunächst mal um die

Dienstleistungen, die man für die Kunden

anbietet. Auch in diesem Bereich sollte

sich eine Bank über zusätzliche Dienst-

leistungen im Angebot Gedanken machen.

Ein neues großes Thema wird sein, ge­

meinsam mit dem Kunden neue Ange-

bote zu entwickeln. Dass man beispiels­

weise mit dem Kunden zusammen für

dessen Kunden neue Dinge entwickelt und

sich dadurch auch als Bank neue Ge­

schäftsmodelle erschließt.

Was gibt es hier für kurzfristige und mit-

telfristige Trends im Bankbereich?

Kurzfristig gibt es hier einige neue Services.

Zum Beispiel für unsere kleineren und mitt­

leren Gewerbetreibenden, den VR-Butler,

einen digitalen Assistenten für die Bünde-

lung einfacher bürokratischer Tätigkeiten.

Langfristig gibt es viele große Trends.

Blockchain und digitale Währungen zum

Beispiel. Oder das Thema künstliche

Intelligenz.

Herr Welter, wir danken Ihnen sehr herz-

lich für Ihre Zeit und für dieses Interview!

Die Fragen stellte Sebastian Strzalko.

Herr Welter ist Abteilungsdirektor für

Innovation & Digitalisierung der DZ

Bank AG, das Mutterunternehmen der

Volks- und Raiffeisenbanken in Deutsch-

land. Wir haben unseren Experten ge-

fragt, wie man durch Innovationen

und Digitalisierung ein Unternehmen

fit machen kann für eine vernetzte

Zukunft.

Was bedeutet für Sie Digitalisierung?

Wenn wir von Digitalisierung sprechen

meinen wir damit nicht etwas Analoges

einfach nur digital abzubilden. Das wäre,

was das Wort eigentlich suggeriert. Des­

halb passt das Wort Digitalisierung viel-

leicht auch nicht so ganz. Viel wichtiger ist

das Thema Innovationen und Innovations­

management und dafür kann die Digitali-

sierung ein Treiber sein. Im Kern geht es

darum mit den digitalen Möglichkeiten in

Kombination mit anderen Trends die auf

der Welt auftreten, zum Beispiel sozio-

demografische Trends und veränderte

Kundenbedürfnisse, neue Produkte, neue

Dienstleistungen und neue Geschäftsmo­

delle zu entwickeln. Deswegen ist nur die

Digitalisierung eines Unternehmens, also

die analogen Prozesse digital abzubilden,

nicht ausreichend um auch in Zukunft

erfolgreich zu sein.

Das bedeutet, es benötigt einen Verän­

derungsprozess in Unternehmen? Was,

glauben Sie, ist nötig um das Bewusstsein

für diese nötige Veränderung in Unter­

nehmen zu schaffen?

Hierzu ist es ganz wichtig, dass dieses

Thema auf der obersten Führungsebene

präsent ist und die Notwendigkeit zum

Handeln erkannt wurde. Man muss sich

strategisch so aufstellen, dass man eine

Vision davon hat, wo man sich in den

nächsten 5 bis 7 Jahren sieht und wie

der Geschäftszweck in einer digitalen

Welt aussehen soll. Abgeleitet davon

benötigt man verschiedene organisato­

rische Maßnahmen, angefangen beim

Trendscouting über das Ideenmanagement

hin zu neuen agilen Entwicklungsformaten.

INTERVIEW MIT FRANZ WELTER

FIT FÜR DIE ZUKUNFT – INNOVATIONEN

UND DIGITALISIERUNG ALS TREIBER